Schlauchmagen (Sleeve Gastrektomie): Ablauf, Vorteile & Risiken

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Schlauchmagen (Sleeve Gastrektomie): Ablauf, Vorteile & Risiken

In der modernen Adipositas-Chirurgie hat sich eine Methode besonders etabliert, die weltweit als der am häufigsten durchgeführte Eingriff gilt: der Schlauchmagen. Medizinisch als Sleeve-Gastrektomie bezeichnet, bietet dieses Verfahren Menschen mit starkem Übergewicht eine wissenschaftlich fundierte Chance, die Spirale aus Diäten und Jojo-Effekten dauerhaft zu durchbrechen.

Ziel dieser operativen Magenverkleinerung ist es, das Magenvolumen drastisch zu reduzieren. Dabei wird ein sehr großer Teil des Organs – etwa drei Viertel – chirurgisch entfernt, sodass lediglich ein schlauchförmiger Restmagen zurückbleibt. Durch dieses verringerte Fassungsvermögen können Patienten nur noch sehr kleine Portionsgrößen konsumieren, was zu einem schnellen und effektiven Gewichtsverlust führt.

Weniger Hunger: Die Rolle des Ghrelin-Hormons

Ein entscheidender Vorteil dieser Methode liegt nicht nur in der mechanischen Verkleinerung, sondern in der physiologischen Wirkung. Durch die Entfernung des großen Magenfundus wird auch der Ort im Körper eliminiert, an dem das Hormon „Ghrelin“ primär produziert wird.

Ghrelin ist als das Hungerhormon bekannt. Da dessen Produktion nach dem Eingriff signifikant sinkt, verspüren Patienten deutlich weniger Appetit. Dieser doppelte Wirkmechanismus – kleinerer Magen und weniger Hungergefühl – macht den Schlauchmagen zu einer besonders effizienten und schonenden Lösung bei Adipositas.

Ablauf der Schlauchmagen-OP: Dauer & Methode

Der Eingriff findet stets unter Vollnarkose in einem spezialisierten Krankenhaus statt und dauert in der Regel etwa 1,5 Stunden. Anders als bei klassischen offenen Operationen sind hierbei keine großen Bauchschnitte notwendig. Chirurgen setzen auf die moderne, minimalinvasive Schlüssellochtechnik.

Über wenige kleine Zugänge führt der Operateur Kamera und Instrumente in den Bauchraum ein. Zur besseren Sicht wird dieser mit Kohlendioxid gedehnt. Mit einem hochmodernen Klammernahtgerät, dem sogenannten Stapler, wird der Magen präzise abgetrennt und gleichzeitig mit Klammern verschlossen, sodass keine aufwendige manuelle Naht nötig ist.

Bevor der Eingriff beendet wird, erfolgt ein wichtiger Sicherheitscheck: Über eine Sonde wird blauer Farbstoff in den neuen Restmagen, der nun ein Volumen von ca. 50 bis 150 Millilitern hat, geleitet. Tritt kein Farbstoff aus, ist die Naht absolut dicht und der Eingriff erfolgreich abgeschlossen. Dank der kleinen Schnitte bleibt die Narbenbildung minimal und Patienten erholen sich zügig.

Wie funktioniert der Schlauchmagen?
Wie funktioniert der Schlauchmagen?

Gewichtsverlust nach Schlauchmagen: Was ist möglich?

Die Ergebnisse der Operation gehen weit über den reinen Gewichtsverlust hinaus. Es ist eine Reduktion von 60 bis 70 Prozent des Körpergewichts möglich. Besonders bemerkenswert ist der positive Einfluss auf Begleiterkrankungen.

Viele Patienten berichten von einer Linderung bei Rücken- und Gelenkschmerzen sowie Bluthochdruck. Bei Diabetikern (Typ 2) verbessern sich die Blutwerte oft so signifikant, dass antidiabetische Medikamente reduziert oder in einigen Fällen sogar komplett abgesetzt werden können. Da der Magen in seiner Grundfunktion und dem natürlichen Verdauungsweg erhalten bleibt, gilt der Eingriff als physiologisch sehr verträglich.

Risiken & Nachsorge: Magen-Dehnung vermeiden

Trotz der hohen Erfolgsquote ist der Schlauchmagen ein irreversibler Eingriff, der nicht rückgängig gemacht werden kann. Wie bei jeder Operation bestehen allgemeine Risiken wie Wundheilungsstörungen, Thrombosen oder Verletzungen umliegender Organe.

Spezifische Komplikationen können undichte Nähte oder die Bildung von Fisteln sein. Langfristig müssen Patienten darauf achten, nicht dauerhaft übermäßig zu essen, da sich der Schlauchmagen sonst erneut überdehnen kann. Da durch die geringe Nahrungsmenge weniger Vitamine aufgenommen werden, ist oft eine Supplementierung (Nahrungsergänzung) notwendig, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Häufige Fragen zur Schlauchmagen-OP (FAQ)

Wie hoch sind die Kosten für eine Schlauchmagen-OP?

Die Kosten für eine Schlauchmagen-Operation variieren je nach Klinik und Aufwand. Für Selbstzahler liegt der Kostenrahmen in deutschen Fachkliniken derzeit bei etwa 10.000 bis 13.000 Euro.

Eine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse ist möglich, jedoch keine Selbstverständlichkeit. Sie erfolgt in der Regel nur auf Antrag, wenn medizinische Kriterien erfüllt sind (z. B. BMI über 40 oder BMI ab 35 mit Begleiterkrankungen) und konservative Abnehmversuche nachweislich gescheitert sind.

Wie lange dauert eine Schlauchmagen-OP?

Der operative Eingriff ist heutzutage ein Routineverfahren und dauert in der Regel etwa 1,5 Stunden. Die Operation findet stets unter Vollnarkose in einem spezialisierten Zentrum statt.

Dank der modernen, minimalinvasiven Schlüssellochtechnik erholen sich Patienten meist zügig von dem Eingriff. In vielen Fällen dürfen Patienten schon kurz nach der OP aufstehen, was die Genesung beschleunigt.

Wie ist der Ablauf einer Schlauchmagen-OP?

Der Eingriff erfolgt minimalinvasiv über kleine Zugänge in der Bauchdecke (Laparoskopie). Dabei entfernt der Chirurg etwa drei Viertel des Magens entlang der großen Magenkurvatur.

Mithilfe eines speziellen Klammernahtgeräts (Stapler) wird der Magen gleichzeitig abgetrennt und verschlossen. Es verbleibt lediglich ein schlauchförmiger Restmagen mit einem Volumen von ca. 50 bis 150 Millilitern. Eine Dichtigkeitsprüfung mit blauer Farbe schließt den Eingriff oft ab.

Welche Voraussetzungen gelten für die Schlauchmagen-OP?

Die Operation gilt als „Ultima Ratio“ (letzter Ausweg), wenn Diäten und Sport langfristig erfolglos blieben. Medizinisch indiziert ist der Eingriff in der Regel ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 40.

Liegen jedoch bereits schwerwiegende Begleiterkrankungen vor, die durch das Übergewicht verursacht wurden – wie Diabetes Typ 2, Bluthochdruck oder Schlafapnoe –, kann die Operation bereits ab einem BMI von 35 durchgeführt werden.

Welche Nachteile hat ein Schlauchmagen?

Ein wesentlicher Nachteil ist die Irreversibilität: Der entfernte Teil des Magens ist endgültig weg und kann nicht wiederhergestellt werden.

Zudem besteht das Risiko, dass sich der verkleinerte Magen bei dauerhafter Überernährung erneut ausdehnt (Dilatation), was den Abnehmerfolg gefährden kann. Da Patienten weniger Nahrung aufnehmen, ist auch eine lebenslange Supplementierung von Vitaminen notwendig, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Welche Langzeitfolgen hat die Schlauchmagen-OP?

Neben dem massiven Gewichtsverlust von bis zu 60–70 % hat der Eingriff langfristige Auswirkungen auf den Körper. Durch die schnelle Abnahme kann sich überschüssige Haut (Hautschürzen) bilden, die eventuell chirurgisch gestrafft werden muss.

Medizinisch positiv ist oft eine dauerhafte Besserung von Begleiterkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Bluthochdruck. Patienten müssen jedoch lebenslang Vitamine (z. B. B12) einnehmen und ihre Blutwerte regelmäßig kontrollieren lassen.

Was passiert 10 Jahre nach der Schlauchmagen-OP?

Auch nach einem Jahrzehnt bleibt die anatomische Veränderung bestehen. Langzeitstudien zeigen, dass viele Patienten ihr reduziertes Gewicht erfolgreich halten, sofern sie ihren Lebensstil dauerhaft angepasst haben.

Es besteht jedoch das Risiko eines Rückfalls: Werden alte Essmuster wieder aufgenommen, kann sich der Restmagen erneut weiten, was zu einer Gewichtszunahme führt. Disziplin und regelmäßige Nachsorge sind daher ein Leben lang der Schlüssel zum Erfolg.

Quellen

  1. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas und metabole Krankheiten. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/088-001

  2. Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV). Zertifizierte Adipositas-Zentren (CAADIP). https://www.dgav.de/zertifizierung/zertifizierte-zentren/adipositas-und-metabolische-chirurgie.html

  3. Medizinischer Dienst Bund (MD). Begutachtungsgrundlagen Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden. https://md-bund.de/themen/methodik-und-methodenberatung/begutachtungsgrundlagen-neue-untersuchungs-und-behandlungsmethoden.html

  4. Universitätsklinikum Freiburg. Ernährung und Nachsorge nach bariatrischer Operation. https://www.uniklinik-freiburg.de/chirurgie/schwerpunkte/adipositaschirurgie/ernaehrung.html