Methoden der Magenverkleinerung: Alle Verfahren im Überblick

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Methoden der Magenverkleinerung: Alle Verfahren im Überblick

Die moderne Adipositas-Chirurgie hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt und bietet heute weit mehr als nur eine Standardlösung für alle. Da jeder Körper und jede Krankheitsgeschichte einzigartig ist, setzt die Medizin auf individualisierte Therapiekonzepte. Wenn herkömmliche Diäten scheitern und das Übergewicht zur gesundheitlichen Belastung wird, stehen spezialisierte Methoden der Magenverkleinerung zur Verfügung, um den Patienten auf dem Weg zum Wunschgewicht zu unterstützen.

Nach einer umfassenden Analyse wird gemeinsam mit dem Facharzt entschieden, welcher Eingriff das bestmögliche Ergebnis verspricht. Dabei dominieren derzeit vier Haupttechniken das medizinische Feld, die jeweils unterschiedliche Wirkungsweisen und Vorteile bieten.

Schlauchmagen (Sleeve-Gastrektomie)

Der Schlauchmagen gilt mittlerweile als die weltweit am häufigsten durchgeführte Operation zur Behandlung von starkem Übergewicht. Bei diesem Verfahren entfernen die Chirurgen etwa drei Viertel des Magens, wodurch das Organ auf die Form und Größe einer Banane reduziert wird.

Das Fassungsvermögen sinkt dabei drastisch von ursprünglich etwa 1,5 Litern auf nur noch 50 bis 150 Milliliter. Der Effekt ist dual: Zum einen kann der Patient rein mechanisch weniger Nahrung aufnehmen. Zum anderen wird der Teil des Magens entfernt, der das Hungerhormon Ghrelin produziert, wodurch Heißhungerattacken signifikant gedämpft werden.

Magenbypass (Roux-Y Magenbypass)

Der Magenbypass ist ein komplexeres Verfahren, das oft als der „Goldstandard“ bei Patienten mit schweren Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Typ 2 angesehen wird. Der Begriff „Bypass“ bedeutet „Umgehung“, und genau dieses Prinzip macht sich die Chirurgie zunutze.

Hierbei wird der Verdauungstrakt so umgestaltet, dass der Nahrungsbrei einen großen Teil des Magens sowie den ersten Abschnitt des Dünndarms umgeht. Die Nahrung gelangt also direkt in tiefere Darmabschnitte. Dies führt nicht nur zu einer Kalorienrestriktion, sondern verringert auch die Nährstoffaufnahme. Das Ergebnis ist oft ein schneller und massiver Gewichtsverlust von 15 bis 25 Prozent des Gesamtgewichts – oft sogar mehr.

Magenband: Die reversible Methode

Das Magenband stellt eine rein restriktive Methode dar und unterscheidet sich grundlegend von den anderen Verfahren, da der Magen selbst nicht geschnitten wird. Stattdessen legt der Chirurg minimalinvasiv ein verstellbares Silikonband um den oberen Mageneingang.

Dadurch entsteht ein kleiner „Vormagen“, der sich beim Essen sehr schnell füllt und dem Gehirn frühzeitig signalisiert: „Ich bin satt“. Ein Vorteil dieser Methode ist die Reversibilität; das Band ist theoretisch für den dauerhaften Verbleib konzipiert, kann aber bei Komplikationen oder nach Erreichen des Ziels wieder entfernt werden.

Hinweis: Das Magenband wird in der modernen Adipositas-Chirurgie aufgrund höherer Komplikationsraten heute deutlich seltener eingesetzt als früher.

Magenballon: Magenverkleinerung ohne OP

Für Patienten, die eine Operation scheuen oder deren BMI noch nicht hoch genug für einen chirurgischen Eingriff ist, bietet der Magenballon eine effektive Zwischenlösung. Diese Methode kommt ganz ohne Schnitte und Narben aus.

Hierbei unterscheidet die Medizin zwei Varianten:

  • Der Schluckballon (Ohne Endoskopie): Der Patient schluckt eine Kapsel, die im Magen mit einem ungiftigen Gas gefüllt wird. Dieser Ballon verbleibt für etwa drei Monate und wird meist natürlich ausgeschieden.
  • Der klassische Magenballon (Endoskopisch): Dieser wird während einer leichten Magenspiegelung eingesetzt und mit einer Kochsalzlösung gefüllt. Er kann bis zu sechs Monate im Magen verbleiben.

Beide Varianten sorgen durch das Volumen des Ballons für ein dauerhaftes Sättigungsgefühl. Diese Zeit dient als „Lernphase“, in der sich der Patient an kleinere Portionsgrößen und ein neues Essverhalten gewöhnen kann.

Quellen

  1. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas und metabole Krankheiten. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/088-001

  2. Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC). Adipositaschirurgie: Verfahren im Überblick. https://www.bdc.de/adipositaschirurgie/

  3. NetDoktor.de. Magenballon: Schluckballon und endoskopischer Ballon. https://www.netdoktor.de/therapien/magenballon/

  4. Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV). Zertifizierte Zentren für Adipositas- und metabolische Chirurgie. https://www.dgav.de/zertifizierung/zertifizierte-zentren/adipositas-und-metabolische-chirurgie.html