Adipositas und Typ-2-Diabetes stehen in einem engen Zusammenhang und beeinflussen sich gegenseitig in ihrem Verlauf. Insbesondere bei starkem Übergewicht ist das Risiko für eine Verschlechterung der Stoffwechsellage erhöht, was langfristig zu Folgeerkrankungen führen kann. In diesem Kontext rücken bariatrische Eingriffe als Bestandteil eines umfassenden Behandlungskonzepts zunehmend in den Fokus.
Ziel der operativen Therapie ist nicht die Heilung des Diabetes, sondern eine nachhaltige Verbesserung der metabolischen Situation. Unter bestimmten Voraussetzungen kann es nach einem bariatrischen Eingriff zu einer deutlichen Reduktion des Medikamentenbedarfs kommen, was als Stoffwechselkontrolle bezeichnet wird.
Remission und reduzierter Insulinbedarf
Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes ist die medikamentöse Therapie häufig erforderlich, um stabile Blutzuckerwerte zu erreichen. Nach bariatrischen Eingriffen wurde in Studien beobachtet, dass sich der Insulinbedarf bei einem Teil der Patientinnen und Patienten deutlich reduziert oder zeitweise entfällt, was als Remission des Diabetes bezeichnet wird.
Diese Effekte können teilweise bereits kurz nach der Operation auftreten und sind nicht ausschließlich auf den Gewichtsverlust zurückzuführen. Vermutet werden hormonelle Veränderungen im Magen-Darm-Trakt infolge der veränderten Nahrungspassage. Das Ausmaß und die Dauer dieser Effekte hängen unter anderem vom Ausgangsgewicht, der Dauer der Diabeteserkrankung und der bisherigen Insulintherapie ab.
Risiken: Dumping-Syndrom und Nährstoffmängel
Trotz potenzieller metabolischer Vorteile ist eine bariatrische Operation mit Risiken verbunden. Nicht alle Patientinnen und Patienten profitieren langfristig in gleichem Maße, und es kann zu einer erneuten Gewichtszunahme mit entsprechender Verschlechterung der Blutzuckerwerte kommen.
Zu den möglichen Komplikationen zählen Wundheilungsstörungen, Infektionen, Thrombosen sowie funktionelle Beschwerden des Verdauungstrakts. Bei Verfahren mit eingeschränkter Nährstoffaufnahme, wie dem Magenbypass oder der biliopankreatischen Diversion, ist eine lebenslange Supplementierung erforderlich, um Mangelerscheinungen zu vermeiden.
Zusätzlich kann ein sogenanntes Dumping-Syndrom auftreten, bei dem der Speisebrei zu rasch in den Dünndarm gelangt. Dies kann zu Kreislaufbeschwerden und Unwohlsein führen und erfordert eine gezielte Anpassung der Ernährung.
Voraussetzungen und Kostenübernahme bei Diabetes
Eine operative Therapie wird in der Regel in Betracht gezogen, wenn der Body-Mass-Index (BMI) 40 oder höher beträgt oder zwischen 35 und 40 liegt und gleichzeitig Begleiterkrankungen wie Typ-2-Diabetes vorliegen. Voraussetzung ist zudem, dass konservative Maßnahmen unter ärztlicher Begleitung nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben.
Die Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen erfolgt nach individueller Prüfung. Dabei müssen sowohl die medizinische Notwendigkeit als auch die erfolglosen konservativen Therapieversuche dokumentiert werden. Aufgrund der strengen Kriterien wird eine Kostenübernahme häufig nur bei schwerer Adipositas mit relevanten Begleiterkrankungen bewilligt.